5 - Wissenschaftstheoretische und sprachphilosophische Herausforderungen [ID:28869]
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Ja, ich darf Sie begrüßen zur fünften Stunde heute unserer Veranstaltung Künstliche Intelligenz

und juristisches Entscheiden von der juristischen Methodenlehre zur Computerwissenschaft Legal Tech

Vorlesung im Sommersemester hier 2020 und wir haben heute die fünfte von insgesamt neun

Doppelstunden von den Veranstaltungen, die ich durchführe und dann haben wir noch drei

Gastreferate. Und wir hatten das letzte Mal in der vierten Stunde eben die Technik der juristischen

Falllösung und eben das klassische juristische methodische Denken, also klassische juristische

Methodenlehre und entsprechende Grundprobleme hier besprochen. Heute soll es um Wissenschaftstheorie

und Sprachphilosophie gehen in der fünften Stunde. Wir haben am Ende der letzten Stunde

letztendlich feststellen müssen, dass wir zwar die juristische Methodenlehre verstehen sollten,

damit wir wissen, was Juristen argumentativ überzeugt, aber wir sollten nicht versuchen

oder brauchen, meines Erachtens jedenfalls nicht versuchen, die klassische juristische Methodenlehre

und die entsprechenden Methoden mit den Maschinen zu simulieren. Wir sollten uns vielmehr mit der

Wissenschaftstheorie zum Beispiel zur Überwindung des Science-Words, den ich dargestellt habe,

beschäftigen und mit den syntaktischen Sprach- und Methodenspielen der Juristen, um eben dann

mit syntaktischen Operationen letztendlich juristische Argumentation zu simulieren. Und

dazu kommen wir heute. Es geht heute also um die Grundlagen einer allgemeinen oder der allgemeinen

Wissenschaftstheorie. Allgemeine Wissenschaftstheorie im Unterschied zu spezieller, zum Beispiel

Rechtswissenschaftstheorie. Die spezielle Rechtswissenschaftstheorie zum Beispiel versucht,

die unterschiedlichen rechtswissenschaftlichen Disziplinen innerhalb der Rechtswissenschaften zu

verstehen und sozusagen zu koordinieren und auf eine einheitliche Basis, eine grundlage zu stellen.

Also es geht darum, die Rechtssoziologie mit den rechtsdogmatischen Fächern des Zivilrechts,

des Strafrechts und so weiter zu verknüpfen, in einen wissenschaftstheoretischen Zusammenhang

zu stellen. Hier geht es aber um die allgemeine Wissenschaftstheorie. Hier geht es darum, alle

Wissenschaften miteinander sozusagen auf eine gemeinsame Basis zu stellen, überhaupt herauszufinden,

was sind Kriterien von Wissenschaft? Was ist sozusagen notwendig, damit ich eine Disziplin

als Wissenschaft beurteilen kann? Und darum geht es in der allgemeinen Wissenschaftstheorie.

Die Wissenschaftstheorie ist sozusagen also ein Teilgebiet der Erkenntnistheorie und die

Erkenntnistheorie ist wiederum ein Teilgebiet der Philosophie. Die Rechtswissenschaft ist ein Teil oder

eine Art der möglichen Wissenschaften. Die Naturwissenschaften, die Rechtswissenschaften,

die Sozialwissenschaften, die kann man hier unterscheiden unter dem Dach der Wissenschaftstheorie.

Und die Strukturwissenschaft ist natürlich auch eine Wissenschaft, die unter dem Dach der

Wissenschaftstheorie sozusagen eingeordnet werden sollte. Und die Strukturwissenschaft

besteht jetzt oder befasst sich mit Logik, mit Mathematik, mit Informatik, also mit Code.

Und ein interessantes Problem, ganz am Anfang will ich das vorwegnehmen, ist zum Beispiel,

dass wir in den Rechtswissenschaften, aber auch in der Mathematik interessanterweise und auch in

der Logik durchaus implizite Annahmen haben. Und die Schwierigkeit für Schüler in der Schule,

sich mit Mathematik zu befassen, kann auch darin bestehen, dass eben der Lehrer viele implizite

Annahmen, sozusagen mathematische Rechen-Zwischenschritte nicht explizit macht, also sozusagen für sich

behält und nicht im Unterricht ausführlich erläutert und nur den ein oder anderen Hauptschritt

explizit macht. Und dann verstehen die Kinder möglicherweise in der Schule die Wissenschaft,

die sozusagen die Mathematik nicht ausreichen und ärgern sich. Und der Punkt ist, man muss

sozusagen möglichst alle Zwischenschritte in diesen Strukturwissenschaften explizit machen,

dann ist es eigentlich möglich, das auch zu verstehen. Und insofern sollte man keine Angst

haben. Man muss nur sozusagen notfalls tiefer graben, um zu verstehen, wie die ganzen

Formalisierungen und Zwischenschritte waren. Und jetzt kommt das Besondere, der Computercode,

also das, was wir der Maschine eingeben müssen, damit sie die Befehle, die wir ihr dadurch

eingeben, ausführen kann. Dieser Code verträgt sozusagen praktisch am wenigsten bzw. keine

impliziten Annahmen. Das heißt, bös formuliert, die Maschinen sind extrem dumm. Und wir müssen

jeden kleinen Befehl, jeden kleinen Zwischenschritt explizit machen, in den Code hineinprogrammieren.

Nur dann wird die Maschine am Ende das tun, was wir von ihr verlangen. Also einerseits haben wir

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

02:08:15 Min

Aufnahmedatum

2021-01-26

Hochgeladen am

2021-01-27 03:29:03

Sprache

de-DE

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